Was für ein Netzteil brauche ich für meinen PC?
Du hast fast alle PC-Komponenten ausgesucht? Vielleicht fehlt noch das Netzteil (PSU). Du bist aber nicht sicher, wie viel Leistung du brauchst, damit dein PC stabil läuft? Lass uns gemeinsam herausfinden, welches Netzteil zu deinem Computer passt. Du wirst sehen, dass es auf deutlich mehr ankommt als nur auf die elektrische Leistung.
Folgende Themen besprechen wir in unserem Netzteil-Ratgeber:
- Reicht ein billiges Netzteil?
- Welche Arten von Netzteilen gibt es?
- Wie viel elektrische Leistung brauche ich?
- Netzteil-Features, die du kennen solltest
Reicht ein billiges Netzteil?
Computernetzteile sind im Handel bereits ab 20 Euro erhältlich. Bevor du dich dieser Verlockung hingibst, lass uns durchgehen, ob es sich doch lohnt, hier mehr auszugeben. Starten wir mit einer Frage: Wenn du dir einen Prozessor oder eine Grafikkarte kaufst, nimmst du dann auch ein billiges und altes Modell? Wahrscheinlich nicht.
Dabei gehört das Netzteil zu den wichtigsten Computerkomponenten, denn seine Aufgabe ist es, alle Teile mit Energie zu versorgen. Daher lohnt es sich sicherzustellen, dass es diese Aufgabe wirklich korrekt verrichtet. Das Netzteil muss die Spannung stabil halten und nicht mehr Strom liefern als nötig.
Du weißt nie, wann eine PSU ihren Geist aufgibt. Doch es kann noch schlimmer kommen: In billigen Modellen fehlen oft wichtige Sicherheitsfunktionen. Wenn so ein Netzteil ausfällt, reißt es wahrscheinlich gleich den Prozessor, die Grafikkarte oder das Mainboard mit in den elektrischen Tod. Daher solltest du beim Netzteil auf keinen Fall sparen.
Sehen wir uns erst die verschiedenen Bauarten von Netzteilen an.
Welche Arten von PC-Netzteilen gibt es?
Computernetzteile lassen sich nach Größe aufteilen. Hier sind die Kategorien:
- ATX-Netzteile – dies sind die beliebtesten PC-Netzteile. Bei der Auswahl solltest du aber auf die Maße achten. Die Standardgröße beträgt 150 × 140 x 86 Millimeter. Doch mit der Leistung kann auch die Gehäusegröße wachsen. Warum? Denn je höher die Leistung, desto mehr Komponenten stecken im Netzteil.
- SFX-Netzteile – diese Modelle sind mit 63,5 x 125 x 100 Millimeter etwas kleiner als ATX. Manchmal findest du auch die Bezeichnung SFX-L. Diese Version ist mit 120 Millimetern etwas länger als SFX.
- TFX-Netzteile – dies sind die kleinesten PSUs für Computer mit geringem Leistungshunger. Die Standardgröße beträgt 65 x 85 x 175 Millimeter.
Da wir nun die Netzteil-Größen kennen, lass uns gemeinsam durchgehen, wie du die optimale Leistung wählst.
Wie viel elektrische Leistung brauche ich?
Das Wichtigste, das es bei Auswahl eines Netzteils zu beachten gibt, ist die elektrische Leistung. Du findest Modelle zwischen 300 und etwa 1500 Watt. Nun die Frage: Wie viel Leistung brauche ich?
Der Leistungsbedarf hängt von dem Energiehunger deiner Computerteile ab. Je höher der Bedarf, desto leistungsstärker muss das Netzteil sein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die PSUs unter einer Auslastung zwischen 50 und 80 Prozent am effektivsten arbeiten.
Wichtig ist auch TDP: Thermal Design Power. Dieser Wert wird zwar in Watt ausgedrückt, ist aber nicht das Gleiche wie der Energiebedarf einer Komponente. TDP beschreibt die abgesonderte Wärme-Menge. Achte darauf, wenn du zum Beispiel eine Prozessorkühlung kaufen willst.
Beispiele, wie viel elektrische Leistung verschiedene Computer brauchen
Die Grafikkarte ist der größte Stromfresser. Gleich danach kommt der Prozessor. Jedes Modell hat einen eigenen Energiebedarf, wobei übertaktete Komponenten stets mehr Strom fressen. Lass uns jetzt einige PC-Konfigurationen und die benötigte Netzteil-Leistung ansehen:
- Für einen leistungsstarken Gaming-Computer mit Intel Core i7-11700-Prozessor, NVIDIA GeForce RTX 3060 Ti-Grafikkarte, 2-x-8-Gigabyte-DDR4-Arbeitsspeicher und All-in-One-Wasserkühlung solltest du ein 700 bis 750 Watt starkes Netzteil nehmen.
- Ein ähnliches Set aber mit Intel Core i5-11600Kund GeForce GTX 1660 Ti braucht eine 550-Watt-PSU. Das gleiche Netzteil kannst du auch dann nehmen, wenn du die Grafikkarte gegen eine AMD Radeon RX 6600 XT Wechselst du hingegen den Prozessor zugunsten eines AMD Ryzen 5 5600X aus, braucht dein Netzteil nur noch 500 Watt.
- Du brauchst zwei Grafikkarten? Für einen PC mit Intel Core i7-11700K und zwei GeForce RTX 3090 wirst du ein 1300 Watt starkes PC-Netzteil brauchen. Doch sicher willst du dieses Monsterset noch übertakten. Dann solltest du dir eine PSU aus dem 1500-Watt-Bereich holen. Der Energieverbrauch macht schon Eindruck, nicht wahr? Das heißt aber nicht, dass dein Computer die ganze Zeit über 1 kW verbrauchen wird. Der tatsächliche Verbrauch hängt davon ab, wie stark du deinen PC beanspruchst.
- Wie sieht es bei Office-Computern aus? Nimmst du einen Prozessor wie AMD Ryzen 5 5600G, brauchst du nur eine 300-Watt-PSU. Der Prozessor kommt mit integrierter Grafikeinheit, weshalb du keine energiefressende Grafikkarte brauchst. Wenn du also auf eine dedizierte Grafikkarte verzichten kannst, braucht dein Netzteil nicht mehr als 350 bis 400 Watt zu leisten.
Wenn du checken willst, welches Netzteil du für deinen Computer brauchst, findest du im Internet nützliche Rechner. Wir empfehlen den PSU Calculator von bequiet!, der dir die benötigte Leistung berechnet und dir konkrete PSU-Modelle vorschlägt.
Gleich und doch nicht gleich: versteckte Unterschiede in Netzteilen
Zwei scheinbar gleichwertige 600-Watt-Netzteile können sich stark voneinander unterscheiden. Hier ein Beispiel: SilentiumPC 600W Vero L3 Bronze und Chieftec 600W GPE-600S. Beide Geräte sind 600 Watt stark. Wo liegt also der Unterschied? In den 12-Volt-, 3,3-Volt- und 5-Volt-Schienen. Die Schienen des SilentiumPC-Modells bieten eine andere Leistung als die der Chieftec-PSU. Was bedeutet das?
Die 3,3-V- und 5-V-Schienen versorgen solche Komponenten wie:
- Soundkarte
- optische Laufwerke
- Festplatten
Die 12-Volt-Schiene versorgt hingegen die leistungshungrigsten PC-Komponenten. Dazu zählen Prozessor und Grafikkarte. Genau diese Schiene sollte den Löwenanteil der PSU-Leistung ausmachen. Sehen wir uns nochmal unser Beispiel an. Die 12-Volt-Schiene des Chieftec-Modells schafft eine maximale Belastung von 540 Watt und die 3,3-Volt- und 5-Volt-Schienen schaffen zusammen 120 Watt. Obwohl das Silentium-PC-Netzteil auch ein 600-Watt-Modell ist, sehen hier die Werte anders aus: für 12 Volt – 588 Watt und für 3,3 Volt sowie 5 Volt – 97 Watt.
Bieten also beide Netzteile mehr als 600 Watt Leistung? Nicht unbedingt. Dies sind nur Maximalwerte. Die Gesamtleistung, die die PSU zu den Komponenten in einem Moment leiten kann, beträgt 600 Watt.
Das Beispiel zeigt uns, dass man nicht nur die Gesamtleistung, sondern auch die einzelnen Schienen checken sollte. Wähle eine PSU mit möglichst leistungsstarker 12-Volt-Schiene.
Neben der Gesamtleistung findest du auch Spitzenleistung und Nennleistung. Du solltest stets auf die Nennleistung achten. Dies ist die maximale Leistung, mit der ein Netzteil länger arbeiten kann. Die Spitzenleistung ist hingegen nur für einen kurzen Moment – nur wenige Sekunden – erreichbar. Gut möglich, dass Hersteller von billigen Netzteilen die Spitzenleistung in den Vordergrund stellen. Sei hier vorsichtig.
Netzteil-Features, die du kennen solltest
Nun ist klar, welche Leistung du brauchst. Worauf solltest du noch bei der Auswahl eines Netzteils achten? Sehen wir uns weitere Unterschiede an, die billige 15-Euro-Modelle von guten Netzteilen klar trennen.
Zertifizierte Effizienz
Die Effizienz beschreibt, wie viel Prozent der Energie aus der Steckdose tatsächlich beim Computer ankommt. So wie bei allen elektronischen Geräten wird ein Teil der Energie in Wärme umgewandelt. Für ein Netzteil ist Wärme aber überflüssig.
Achte daher auf die Effizienz-Zertifizierung 80 Plus. Sie garantiert eine mindestens 80-prozentige PSU-Effizienz. Das heißt, dass das Netzteil mehr als 80 Prozent des Stroms wirklich zu den Computerkomponenten weiterleitet. Eine höhere Effizienz spart Geld und macht das Netzteil leiser dank geringerer Wärmeabsonderung.
Das 80 Plus-Zertifikat ist ein wichtiges Feature. Du solltest aber nicht nur darauf basieren, denn es sagt nichts über die Qualität eines PC-Netzteils aus. Es steht nur für die Effizienz, die eine von vielen Eigenschaften eines guten Netzteils ist. Sehen wir uns weitere Merkmale an.
Spannungsregler
Ein Spannungsregler soll die Spannung stabil halten, sonst könnte die Hardware nicht korrekt arbeiten. Es gibt 3 Arten von Regelungslösungen:
- Gruppenregelung – in dem Fall sind alle Schienen (3,3 Volt, 5 Volt und 12 Volt) mit einem Controller verbunden. Du solltest diese Lösung meiden, denn die Belastung einer Schiene wird wahrscheinlich zu Spannungsschwankungen auf den restlichen Schienen führen.
- Unabhängige Regelung – in dieser Lösung sind alle Schienen voneinander unabhängig.
- DC-DC-Wandler – der Wandler regelt erst die wichtigste aller Schienen (12 Volt) und später 3,3 Volt sowie 5 Volt. Dies ist die beste Lösung und Tests zeigen, dass Spannungsschwankungen hier fast gar nicht auftreten.
Ein gutes Netzteil kommt mit nützlichen Sicherheitsfunktionen. Lass sie uns gemeinsam durchgehen.
Elektrische Sicherheitsfunktionen
Die elektrischen Sicherheitsfunktionen sind ein Must-have. Du findest dazu keine Informationen in der PSU-Spezifikation? Dann lass die Finger davon! Manche Netzteile bieten alle möglichen Sicherungen, andere nur einen Teil. Eine gute PSU hat mindestens einige davon an Bord. Welche Sicherheitsfunktionen sind möglich?
- OCP-Sicherung (Over Current Protection) – diese Überstromschutzeinrichtung schützt vor einer Überlastung des Konstanthalters. Wird eine Schiene zu stark belastet, ist die Stromintensität zu hoch und die OCP schaltet das Netzteil aus.
- OPP-Sicherung (Over Power Protection) – der Überbelastungsschutz arbeitet ähnlich wie OCP, kontrolliert aber das gesamte Netzteil.
- OTP-Sicherung (Over Temperature Protection) – der Überhitzungsschutz sichert die PSU ab, wenn die Kühlung ausfällt.
- OVP-Sicherung (Over Voltage Protection) – der Überspannungsschutz sichert das Netzteil vor zu hoher Spannung ab. Meist passiert das, wenn die Spannung 15 Prozent über dem Nennwert liegt.
- UVP-Sicherung (Undervoltage Protection) – der Unterspannungsschutz sichert die PSU vor zu niedriger Spannung ab. Die Komponenten können so stabil arbeiten.
- SCP-Sicherung (Short Circut Protection) – Kurzschlussschutz.
- SIP-Sicherung (Surge & Inrush Protection) – Schutz gegen Stoßströme.
- BOP-Sicherung (Brown-Out Protection) – Schutz gegen Netzspannungseinbrüche.
PFC: Leistungsfaktorkorrekturfilter
PFC steht für Power Factor Correction. Das System regelt den Leistungsfaktor, also die Änderung des Phasenwinkels zwischen Strom und Spannung. Einfacher ausgedrückt: PFC beeinflusst die Netzteil-Effizienz. Für dich als PC-Nutzer hat das aber eine untergeordnete Bedeutung. Ohne viel zu erklären: Die Effizienz bezieht sich auf die Erzeugung von unnötigem Blindstrom, der so und so wieder zum Kraftwerk zurückfließt. Natürlich entstehen bei der Weiterleitung gewisse Verluste. Daher lässt sich der Leistungsfaktorkorrekturfilter als Öko-Lösung einordnen.
In der Europäischen Union ist der PFC-Filter Pflichtbestandteil jedes Netzteils. Du findest aber zwei Arten: aktiv und passiv. Da die aktive Variante neuer und wirkungsvoller ist, solltest du dich dafür entscheiden.
Sehen wir uns nun die Stecker an.
Netzteil-Stecker
Bevor du eine PSU kaufst, achte auf die verfügbaren Stecker. Du findest verschiedene Arten und Mengen. Sieh dir deshalb an, was du brauchst. Jedes Netzteil hat einen 20+4-Pin-ATX-Stecker. Damit versorgt es das Mainboard mit Strom. Außerdem ist immer ein EPS-Kabel für den Prozessor dabei. Es kommt mit einem 4+4-Pin- oder 4-Pin-Stecker.
Welche Stecker gibt es noch?
- PCIe-Stecker – leistungsstarke Grafikkarten wie GeForce RTX 3070 Ti brauchen eine zusätzliche Stromzufuhr. Das schaffst du über einen PCIe-Stecker. Du solltest unbedingt prüfen, wie viele PCIe-Stecker du brauchst. Netzteile kommen mit 6-Pin- und 6+2-Pin-Steckern.
- SATA – diese Stecker brauchst du, um Datenträger und optische Laufwerke mit Energie zu versorgen. Auch manche anderen Komponenten wie Wasserkühlsysteme brauchen SATA.
- MOLEX – dieser Stecker wird immer seltener benutzt. Früher hättest du damit alte Festplatten versorgt, heute gilt das noch für die Lüftersteuerung.
- FDD – die Diskettenlaufwerke haben zwar ausgedient, aber trotzdem findest du hin und wieder Netzteile mit FDD-Stecker.
Netzteil-Verkabelung: vollmodular, halbmodular und nichtmodular
PC-Netzteile lassen sich auch danach einteilen, ob sie mit oder ohne modulare Verkabelung kommen. Das solltest du dir unbedingt ansehen. Es gibt 3 Möglichkeiten:
- Nichtmodular – das heißt, dass alle Kabel mit dem Netzteil untrennbar verbunden sind.
- Halbmodular oder semimodular – in dieser Variante lassen sich zwar die ATX- oder EPS-Kabel vom Netzteil nicht trennen, aber der Rest ist abklemmbar.
- Vollmodular – in so einem Netzteil lassen sich alle Kabel ausstecken.
Die modularen Netzteile sind besonders dann empfehlenswert, wenn du dir einen leistungsstarken und komplex ausgestatteten Gaming-Computer zusammenbauen willst. Du kannst dann alle unnötigen Kabel abklemmen und den Rest entsprechend ordnen. Das sieht besser aus und steigert die Luftzirkulation. In Sachen Kühlung gibt es noch mehr zu beachten.
Kühlung
Unverbrauchte Energie wird zur Wärme. Daher hat jedes Netzteil ein Kühlungssystem. Abhängig von deinen Erwartungen und deinem Budget kannst du folgende Lösungen wählen:
- Passive Kühlung – hier gibt es keine Lüfter. Eine gute Wahl, wenn dein Computer so leise wie möglich laufen soll. Netzteile mit passiver Kühlung sind nicht besonders leistungsstark und kosten relativ viel.
- Halbpassive Kühlung – der Lüfter des Netzteils startet erst dann, wenn eine gewisse Temperatur erreicht wird. Ein guter Kompromiss zwischen Lautstärke und Leistung.
- Aktive Kühlung – hier dreht sich der Lüfter ununterbrochen. Der Großteil aller Netzteile kommt mit aktiver Kühlung.
Wir haben uns alle wichtigen technischen Merkmale von PC-Netzteilen angesehen. Kommen wir nun zur Garantie.
Garantie
So wie bei allen anderen Geräten solltest du auch beim Netzteil auf die Garantie achten. Die Garantiezeiträume fallen unterschiedlich aus und können mehrere Jahre oder sogar lebenslang dauern. Üblich sind Zeiträume zwischen 12 und 144 Monaten. In einer so langen Zeit wirst du deinen Computer wahrscheinlich mindestens einmal wechseln. Daher reicht ein Netzteil meist für die ganze Lebensdauer eines Computers aus.
Vielleicht ist eine D2D-Garantie dabei. Bei Door-2-Door-Garantien trägt der Hersteller sämtliche Transportkosten. Du als Käufer brauchst nur das Netzteil mit Kaufbeleg zu verpacken.
Bist du bereit, ein gutes Netzteil zu kaufen? Sieh dir alle PC-Netzteile bei x-kom an.